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Auszug aus der Festschrift 1997

Vereins-Chronik 1897-1997

Einhundert Jahre SI. Hubertus-Schützenverein Oberlützingen

Eine Chronik des Vereinsgeschens im Laufe von einhundert Jahren. Zusammengestellt von Karl Schäfer, Rektor a.D.

Zwanzig junge Oberlützinger Bürger unterzeichneten am 1. Januar 1910 die Satzungsurkunde des "Sankt Hubertus-Schützenverein Oberlützingen" und gaben damit ihrer Gemeinschaft den Status eines eingetragenen Vereins.
Im § 15, in der Schlussbestimmung dieser Satzung, wird hervorgehoben:

„Diese Vereinssatzung ist am 1. Januar 1910 aufgestellt und tritt mit diesem Tage in Kraft. Es wird jedoch ausdrücklich betont, dass es sich nicht um die Neubildung des Vereins handelt, sondern um den am 12. Dezember 1897 gegründeten Schützenvereins. Gegenwärtige Statuten sind nur zum Zwecke der Eintragung de Vereins neu aufgestellt worden. Die früheren Statuten treten mit heute außer Kraft.

Die Unterzeichneten erklären die Annahme der Satzung durch eigenhändige Unterschrift

gez.:
Wilhelm Rothbrust, erster Vorsitzender
Josef Lau , Schriftführer
Adolf Wankelbach, Kassierer
Jakob Seul, stellvertretender Vorsitzender und Hauptmann
Georg Schlig, stellvertretender Schriftführer
Nicolaus Heuser, stellvertretender Kassierer“

Somit besteht der Verein jetzt einhundert Jahre, ein stolzes Jubiläum, das es zu begehen und zu feiern gilt Hat sich doch der Verein in diesen einhundert Jahren trotz mancher Rückschläge und Krisen stets behaupten können und darüber hinaus der Dorfgemeinschaft entscheidende Impulse gegeben.

Hieß es in § 1 der Satzung: "Der Schützenverein hat den Zweck, seine Mitglieder durch gute Schießleistungen anzuspornen, die Schießausbildung zu fördern, sowie durch Abhaltung von Versammlungen und Vorträgen seine Mitglieder zu erheitern", so ist diese Formulierung wohl als zeitgenössisches Abbild der damaligen Generation zu verstehen.

Das Protokollbuch des Vereins, das seit dem 1. Dezember 1909 geführt worden ist und über alle Zeitabläufe erhalten blieb, berichtet getreulich von Versammlungen und Wahlen und besonderen Ereignissen im Vereinsleben. Schützenfeste und Königsschießen und bis zum ersten Weltkrieg die Kaisergeburtsfeiern waren alljährlich wiederkehrende Höhepunkte im Vereinsleben.

Ein besonderes Anliegen war auch die Errichtung und Instandhaltung des Schützenplatzes. der ich in den ersten Jahrzehnten der Vereinsgeschichte am Ortsausgang in Richtung Gönnersdorf befand, ehe der Verein ein Gelände mit der heutigen Anlage auf dem Wege nach Weiler erwarb.

Zeitliche und finanzielle Opfer, die nur möglich waren durch nie erlahmenden Idealismus sämtlicher Mitglieder, haben die beachtlichen Leistungen bis in unsere Gegenwart hervorbringen können.

Eine Ehrenpflicht für den Verein und für die Mitglieder war auch über die Zeiten hinweg die Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen, insbesondere an den Fronleichnamsprozessionen. um damit einem seiner Wahlsprüche "Für den Glauben" gerecht zu werden. So muss in diesem Zusammenhang überhaupt der Ursprung des Schützenwesens gesehen werden, als Schutzwehr gegen Übergriffe bei kirchlichen Umzügen oder anderen Veranstaltungen. Diese enge Verbindung zeigt sich darin, dass der jeweilige Pfarrherr meistens das Ehrenamt des "Präses" im Verein inne hat und das sehr häufig nicht nur im nominellen Sinne.

Jäh unterbrochen wurden die Aktivitäten des Vereins durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges, die meisten Mitglieder mussten zu den Fahnen eilen und nicht wenige kehrten nie mehr in die Heimat zurück. Als bereits 1920 die Heimgekehrten den Verein wieder ins Leben riefen, war es eine ehrenvolle Verpflichtung, für die gefallenen Schützenbrüder eine Gedenkstätte zu schaffen. Dieser Vereinsinitiative ist es zu verdanken, da(~ 1922 gleichzeitig mit dem 25jährigen Vereinsjubiläum das Kriegerehrenmal vor der Dorfkirche eingeweiht werden konnte.

Auch nach dem zweiten Weltkrieg war der Schützenverein ebenfalls tatkräftig mit der Gemeindeverwallung und den übrigen Ortsvereinen an der Neugestaltung und der (leider) notwendig gewordenen Ergänzungen des Ehrenmals beteiligt.

Im Jahre 1928 trat man dem damals aus der Taufe gehobenen .Brohltal Schützenbund" bei und hat diese überörtliche Mitgliedschaft bis heute bewahrt. Von diesem Zeitpunkt an zählten auch die Bundesfeste des Brohltal-Schützenbundes mit zu den Jahreshöhepunkten und mehrmals hatte der Verein die Ehre, das Fest selbst ausrichten zu dürfen.

1930, als die wirtschaftliche Flaute mit einer verheerenden Arbeitslosigkeit sich auch in den kleineren Gemeinden wie Oberlützingen auszuwirken begann, hält das Protokollbuch die umsichtige Arbeit des Vorstandes fest, die Bruderschaft gesund über alle Klippen und Fährnisse hinweg zu führen, Sogar der Nachwuchs konnte in dieser schwierigen Phase noch gefördert werden, denn im gleichen Jahr konnte eine eigene Jugendgruppe angeschlossen werden, da sich bei den jungen Oberlützingern ein reges Interesse am Schießsport entwickelt hatte.

Unter dem damaligen Präses, dem Hw. Pfarrer Dr. Ludwig aus Niederlützingen, nahm in diesen Jahren das Vereinsleben eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung und selbst als nach 1933 jegliche vereinsinterne Eigeninitiative mehr und mehr staatlicher Willkür zum Opfer fiel und in den Protokollberichten die Begriffe "Gleichschaltung" und "Führerprinzip" zwangsläufig erscheinen, werden auch weiterhin die religiösen und caritativen Merkmale der Bruderschaft nach den Vorschriften der Erzbruderschaft und nach überlieferter Tradition herausgestellt.

Mit dem Geschäftsbericht des Jahres 1939 endet die Periode reger Vereinstätigkeit. es waren die Mitglieder Jakob Seul, Josef Laux, Lorenz Roth, Josef Bürger und Peter Nonn, die in diesen Kriegsjahren den Verein aufrecht erhielten. Sie waren es auch, die nach dem Ende des zweiten Weltkrieges den Verein wieder ins Leben riefen. Aufgrund der französischen Besatzungsmacht und deren strengen Bestimmungen (es wurde die Tätigkeit des Schützenvereins mit militaristischen Tendenzen gleichgesetzt) dauerte es bis zum Jahre 1954, ehe alle Schranken fielen und der Verein sich wieder frei entfalten konnte.

Fahnenweihe und Bundesfest im Jahre 1963 bedeuteten einen glanzvollen Tag in der Vereinsgeschichte. In der örtlichen Chronik ist über diesen Tag vermerkt, dass diese Veranstaltung gezeigt habe, wie auch ideelle Werte in der Erhaltung heimatverbundener Bräuche noch gepflegt werden und neben einer scheinbar alles beherrschender Lebensauffassung durchaus bestehen könne. Der Landrat des damals noch existierenden Kreises Mayen, Dr. Kohns, hat in einer beeindruckenden kraftvollen Überzeugung die Worte geprägt, dass stets gültige Werte einer im Glauben verbundenen Gemeinschaft über Zeiten hinweg Bestand hätte. Sein Schlusswort lautete so:

"... im Vertrauen auf die Kraft des Schöpfers und der Erhaltung seiner unvergänglichen Werke sei die neue Fahne, die an diesem denkwürdigen Festtag ihre Weihe erhielt, ein Zeichen der Verbundenheit zu ihm und seiner Kirche . Seien wir uns dieser Verbundenheit stets bewusst! Gott ist unsere Stärke!"

Das Jahr 1972 brachte mit der Festveranstaltung zum 75jährigen Jubiläum einen weiteren Höhepunkt im Vereinsgeschehen. Unter der Schirmherrhaft von Heinz Korbach, dem damaligen Landrat des Kreises Ahrweiler und dem späteren Regierungspräsidenten von Koblenz, der als Diözesanbundesmeister der Historischen Schützenbruderschaften dem Schützenwesen besonders zugetan war, erlebte der Verein und mit ihm die ganze Dorfgemeinschaft Festtage von bleibender Erinnerung.

Wesentlich zum Gelingen dieses Festes hatte auch die äußere Gestaltung beigetragen, denn der Verein war auch in diesen Jahren unermüdlich tätig, aus einer rein zweckbestimmten Anlage am Wege nach Weiler eine vorbildliche Begegnungsstätte zu schaffen.

Neben den obligatorischen Sicherheilsbestimmungen und Auflagen durch die Behörde, die vom Verein streng beachtet und eingehalten wurden, war man bestrebt, das Schützenhaus entsprechend zu erweitern und auszustatten, um es einem größeren Kreis zur Verfügung stellen zu können. Gesellschaftliche, familiäre und kirchliche Zusammenkünfte haben an diesem Platz einen passenden Rahmen gefunden, was allgemein dankbar anerkannt wird.

So wird auch das Fest zum 100jährigen Best hen ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte sein. Möge darüber hinaus dem Verein und seinen Mitgliedern eine gute und erfreuliche Zukunft beschieden sein.